Tips & Tricks


Tips beim Autokauf

23.07.98

Autor: Dipl.-Ing. (FH) Gerd Kebschull
Einen Porsche (auch einen Z3, Ferrari) kauft man nicht einfach nur so, sondern dieser Vorgang ist mit jeder Menge Emotion verbunden. Ich will nicht soweit gehen, daß man sich den Porsche „fürs Leben kauft" - aber dieser Schritt will wohl überlegt sein und man kann (leider) eine ganze Menge falsch machen!

Der Wunsch, einen Porsche zu fahren, reift bei den meisten Männern schon im Kindergarten. Es soll aber auch Frauen geben, die sich dieser Faszination nicht entziehen können. Der erste Wagen ist meistens ein alter VW, dann wird es „etwas besser", danach folgt eine Familienkutsche und dann, wenn man das Geld für einen Porsche hätte, ist man meistens schon zu alt - oder? Na ja, so schlimm ist es ja nicht, aber Porsche „stöhnt" über die „Überalterung" des Klientel, doch welcher Student hat mal gerade so 100.000 DM für einen neuen oder mindestens 30.000 für einen gebrauchten Porsche „über"? Porsche hat den folgenden Slogan geprägt:

Wichtig ist, daß Sie Ihren ersten Porsche fahren. Unwichtig ist, ob Sie ihn als erster fahren.

Autokauf ist natürlich Vertrauenssache! Das Schnäppchen an der Ecke kann bei Porsche schnell zu einem Bumerang werden. Ist man nicht 100%ig von dem Auto überzeugt, z.B. stimmt die Farbe nicht, das gewünschte Taga-Dach fehlt, dann Finger weg, weil irgendwann sieht man „den" Traumwagen und man wird den anderen nicht mehr los: „Nein, diesen Wagen, mit der Ausstattung, können wir nicht annehmen...". Zum Beispiel sollte man bei einem 944 älteren Baujahrs (z.B. Bj. 85) aufpassen, da gibt es noch 5-stellige Tachos, und die versprochenen 118.000 können dann doch 218.000 km sein.

Wichtig ist weiterhin, daß man schon vorher weiß, wo man den Wagen zur Inspektion oder Reparatur hinbringt, denn die Porsche Zentren (PZ) sind leider viel zu teuer. Dann nicht überhastet kaufen! Der Trick "ich habe noch einen anderen Kunden", der sollten einen nicht irritieren, meist gibt es mehr Verkäufer als Käufer, auch wenn momentan ein richtiger RUN auf PORSCHE herrscht. Preisvergleich durchführen, mal auf meiner Page schauen, da werden unterschiedliche Autos angeboten.

Natürlich ist es wichtig, unterschiedliche Auto-Zeitungen (Tip: Auto Motor und Sport hat die meisten Porsche Annoncen, meist 5 bis 6 Seiten) zu lesen und Preise zu vergleichen. Man bekommt sehr schnell ein Gespür dafür, wann ein Auto überteuert ist, wenn man vergleichbare Autos hat - das eine Auto ist plötzlich 20.000 DM teurer...

Meist sind die Preise in den Porsche Zenten etwas höher, aber so ganz stimmt das nicht, denn auch der private Verkäufer orientiert sich an den Preisen in den Zeitungen und in den Porsche Zentren und bewertet dann sein Auto selbst. Beachten Sie: Porsche Zentren geben eine Porsche Garantie auf Autos, die weniger als 200.000 km und jünger als 9 Jahre sind. Sollten die Voraussetzung zutreffen und es wird keine Garantie gewährt, werden diese Autos oft als Bastlerautos gekennzeichnet. Diese müssen natürlich deutlich preiswerter sein.

Tips zum Porsche 944

Der 944 ist ein wirklich alltagstaugliches Super-Auto. Ich habe mein Fahrzeug vor 4 Jahren mit Km-Stand 117.000 gekauft und nun sind fast 240.000 auf dem Tacho. Der Wagen ist täglich ca. 140 km „On the Road", bei jedem Wetter, auch im Winter.

Klar, Ersatzteile sind nicht preiswert, aber oft auch nicht teurer als bei einem BMW. Wichtig ist, daß man eine relativ gute Werkstatt hat, auf die man sich verlassen kann, da eine Inspektion in einem PZ fast ein „Totalschaden" ist. Mein 6 Jahre alter 944 kostete vor 4 Jahren nicht mehr als ein einigermaßen gutererhaltener Golf II und weniger als ein gebrauchter Golf III.

Wichtig ist weiterhin, daß man beim Kauf sofort die Dinge mitberücksichtig, die erledigt werden müssen, bei meinem 944 war es beispielsweise:

* Radlager vorn

* Stoßdämpfer

* neue Reifen

An Reparaturen waren bislang fällig: Kraftstoffpumpe, Dichtung zum Kurbelwellenkasten - klar Reifen, Bremsbeläge, Zahnriemen, Ölwechsel, Zündkerzen, also bislang nicht Dramatisches. Jetzt sind müssen Scheibenbremsen vorn und Belege sowie Auspuff reapiert bzw. Ersetzt werden, auch normale Verschleißteile.

Wie Sie sich auf meine Page überzeugen können, sieht der 944 für 10 Jahre (wenn er gewaschen und poliert ist) nicht schlecht aus. Wir waren Ostern sogar fast 3.000 km (Österreich, Südtirol) auf Tour (s.a. Fahrberichte: Mit dem 944 on Tour), da trauen sich andere Leute mit einem Auto, deutlich über 200.000 km, nur noch bis zum Briefkasten.

Kraftstoffverbrauch liegt meist (manchmal sogar unter 10 l) zwischen 10 und max. 11,5 Litern.

Ein wichtiger Tip:

Einen Porsche kauft man NIE (!) überstürzt. Natürlich wollen die Verkäufer einem immer klar machen, daß der Wagen eigentlich schon verkauft ist, wenn man jetzt nicht zuschlägt, ist er weg usw. Wichtig, eine ausgiebige Probefahrt machen (s.a. mein Forum, da hat jemand einen 911 gekauft und innerhalb 3-5 Monate über 10.000 investiert). Am besten den Wagen mit über Nacht mitnehmen (die meisten PZ machen das, wenn Sie merken, daß man nicht nur Probefahren will...). Auch der Wunsch, den Wagen mal von unten zu sehen, sollte ein PZ nicht erschrecken.

Achtung: Das Schnäppchen an der Tankstelle, für mal gerade 12.000 DM (jetzt oder NIE) kann ein Schuß nach hinten sein (s.a. den Bericht über eine Restauration auf meiner Page)!

Natürlich kann auch ein Privat-Kauf der „Gewinner" sein. Vor allem, wenn ein Notverkauf anliegt (keine Geld, die Bank drängelt...) .

Also ich bin sehr zufrieden mit meinem 944. Feuerverzinkte Karosse, die hält noch so manches Jahr, und ich denke, auch 300.000 km raffen dieses Fahrzeug nicht „hin". Klar ist, daß der 944 keinen Super-Start bei kaltem Motor mag, niedriger Öl-Stand in schnellen Kurven können tödlich sein. Wenn ein Verkäufer behauptet, der 944 braucht kein Öl - es ist eine Lüge. Einen halben Liter Öl hat ein 944-Fahrer immer dabei, da der Ölverbrauch (bei diesem Alter) bei ca. einem halben bis dreiviertel Liter auf 1000 km beträgt.




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